Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer des ESB Netzwerkes und Veranstalter des Schweizer Markenkongresses formuliert eine neue Landkarte der Interessen und wie es in der Live Kommunikation weiter geht.
by Hans-Willy Brockes | 13. April 2021
Hans-Willy Brockes, wie hat sich die Covid-Krise auf das Kerngeschäft des ESB Marketing Netzwerkes ausgewirkt?
Unser Kerngeschäft ist die Plattform für Know-how, Kontakte und Kommunikation, unser Markt sind die Marktführer im Sport, Entertainment und Marketing. Kurz vor der Corona-Krise hatten wir um die 580 ESB-Partner. Jetzt im April 2021 sind es noch 520, also ein schmerzlicher Verlust, der ja insbesondere Veranstalter betrifft, aber für uns eine Dimension, die verkraftbar ist.
Diese stabile Situation ist damit zu erklären, dass wir unsere Angebote konsequent digitalisiert haben. Wir veranstalten jährlich rund 15 Kongresse und haben davon nur zwei ausfallen lassen müssen. Alle anderen fanden hybrid beziehungsweise digital statt. Außerdem haben wir zum Wissenstransfer und Netzwerken die sogenannten Web-Foren geschaffen, die als einstündiges Format aktuelle Themen der Branche in Videokonferenzen behandeln.
Hans-Willy Brockes: «Live ist in Zukunft das Luxusmodul.» (Bild: Gabriele Grießenböck)
Hat Covid für das ESB Netzwerk eine Transformation erzwungen und wird sie anhaltend sein?
Wir planen die gesamte Zukunft hybrid. Hybrid wird bleiben. Die Vorteile liegen auf der Hand. Unsere Netzwerk-Partner müssen nicht mehr den Reiseaufwand auf sich nehmen, wenn sie sich bei einem Kongressangebot selektiv bestimmte Inhalte ansehen wollen. Der Standard bei der Know-how-Vermittlung wird digital sein. Live ist in diesem Konzept Luxus, wir erwarten weniger Live-Teilnehmer, gehen aber davon aus, dass diese Gäste die Live-Events noch intensiver zum Netzwerken nutzen.
Am 16. März 2021 hat ESB seinen Digitalkongress zur Entertainment- und Live Kommunikationswirtschaft geführt mit mehr als 30 Referenten. Wie ist «360-Grad-Entertainment» bei den UserInnen angekommen?
Es ist schon skuril, wir veranstalten gemeinsam mit Ticketcorner den wichtigsten Kongress der Schweiz zum Thema Live-Entertainment und müssen diesen im TV-Studio ohne Publikum produzieren... Vor diesem Hintergrund konnten wir froh sein, dass NEP Switzerland als erfahrener Broadcaster uns extrem professionell in Szene gesetzt hat. Auch beim Timing hatten wir Glück, weil der 16. März quasi Jahrestag des Lockdowns war und damit gerade für die Branche eine Zäsur zwischen Krisenverarbeitung und neuen Perspektiven schuf. Gerade die Frage, was wird wie im Jahr 2021 stattfinden, bewegte den ganzen Anlass und zog sich wie ein rote Faden durch den Kongress.
Wie wird die Entertainmentwelt von Messen, Meetings, großen Sportanlässen aussehen nach Covid?
Diese post Covid-Frage muss man sicherlich sehr differenziert beantworten und damit treffe ich hoffentlich die Zukunft einigermaßen. Zunächst ist wichtig, die Event-Typen zu unterscheiden.
Im Business:to:Business-Geschäft und allen Arten von Wissensvermittlung wird hybrid mit starker Digitalisierung der Standard der Zukunft sein. Alles was die menschliche Begegnung und die Sinne anspricht, wird wohl überwiegend Live sein.
Wenn man sich die Live-Welt dann genauer ansieht, dann wird eine neue Landkarte der Interessen entstehen, nämlich nach Risikobereitschaft und Risikoaversion. Neben dem Risiko einer Pandemie gibt es ja noch viele weitere Gefahren, die in Zukunft anders wahrgenommen werden. Ich vergleiche das mit der Risikowahrnehmung von Müttern. Der Weg zur Schule und zum Kindergarten war schon immer gefährlich, aber heute ist es einfach Standard, dass Kleinkinder mit dem Panzer sprich dem Auto sicher transportiert werden müssen. Dem entsprechend werden wir nach der Pandemie nicht wieder alle Live-Besucher zurückbekommen und manche werden auch ohne Virus Masken und andere Sicherheitsmaßnahmen benutzen.
«Ziel ist es eine Umgebung zu schaffen, die es möglichst
vielen Markenentscheidern erlaubt, nach Zürich zu kommen.»
Am 16. Juni 2021 soll es wieder live und hybrid losgehen mit dem Schweizer Markenkongress im renommierten «The Dolder Grand Hotel» in Zürich. Mit welchen veränderten Anforderungen und Erwartungen?
Wir konnten 2020 den Schweizer Markenkongress im Dolder mit 140 Live-Teilnehmern veranstalten und haben so auch für dieses Jahr eine sehr gute Basiskonzeption. Mit Masken, Abständen, Hygienemitteln, Kontakttracing und wohl auch Schnelltests werden wir das Maximum an Schutzvorkehrungen aufwenden, um mit möglichst vielen Teilnehmern die Veranstaltung durchführen zu können. Ziel ist es eine Umgebung zu schaffen, die es möglichst vielen Markenentscheidern erlaubt nach Zürich zu kommen.
Für den 22. Juni 2021 ist Österreichs größter Sportbusiness Kongress «Sport und Marke» geplant, dieses Jahr hybrid. Welches Szenario besteht, sollte ein Livetreffen nicht möglich sein?
Wir verhalten uns auch hier nach dem Motto «maximale Schutzkonzepte für maximale Anzahl Liveteilnehmer». Der 22.Juni ist für den Sport in Österreich und darüber hinaus ein wichtiger Termin, weil man in vielen Sportarten die Corona-Saison abgeschlossen hat und in der Planung für 2021/22 ist. Ich gehe davon aus, dass sich zu diesem Termin die dritte Welle gelegt hat und daher tatsächlich die «nach Corona»-Planung begonnen hat.
Bitte beende den folgenden Satz: «Wenn ich new economy höre, dann ...
... freue ich mich, dass diese längst ein solider Bestandteil der gesamten Economy geworden ist.»
Interview: Urs Seiler
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