Die Bernexpo Groupe bringt auf der Ble.ch Klarheit in die Kakophonie um sogenannt virtuelle Messen. Digital ermöglicht mehr Reichweite - für das physische Live-Erlebnis. Ist das, die Ble.ch läuft bis am 22. September, der Augenschein in die Zukunft?
by Urs Seiler | 21. September 2022
Moderatorin Nadine Brönnimann (links) und Denise Wenzel (Hinte Messe).
Die Wirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen, aber auch riesigen Chancen. Eugen Albisser, Chefredaktor Technik + Wissen, nannte zuerst das «pay per use»-Konzept, das in die (teure) Maschinenindustrie Einzug halten könnte - und auf der Ble.ch am Stand von Trumpf gezeigt wird. Auch beim Thema «Co-Creation» von Firmen stünden wir erst am Anfang. «Es braucht dazu aber eine neue Kultur», sagte er und empfahl ein gemeinsames «Technologiescouting» der Branchenteilnehmer. Aber er warnte: «Wir müssen Trends immer schneller erkennen.»
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Live ist Königin - die Zukunft ist hybrid
Viel, nicht erst seit Covid, wird über sogenannt «digitale» respektive «virtuelle» Messen debattiert. Die falsche Terminologie verwehrt aber den Blick auf das, was Messen wie die Ble.ch im Kern sind - und was sie sein müssen.
Co-Messeleiter David von Büren (rechts im Bild) erklärte das so: «Unser Geschäft ist das Live Marketing, aber auch das muss sich digital transformieren.»
Aber live bleibt König und kann nicht ersetzt werden! Es brummt, es rauscht auf der Ble.ch. «Hören, sehen, ausprobieren» nennt David von Büren den Anspruch der Bernexpo an das Live-Erlebnis.
«Unheimlich, was hier in Exponateparks abgeht», sagt sein Kollege, Co-Messeleiter René Westermann. «Disneyworld für Erwachsene» nannte es Moderatorin Nadine Brönnimann, weil es auf der Ble.ch so viel zu sehen gibt, wie in einem Park der Attraktionen.
Die Bernexpo wird für ihre Anstrengungen auf allen Ebenen belohnt: Die Ble.ch weist mit 140 Ausstellern fast doppelt so viele Kunden aus als vor Covid. Mit 6’000 BesucherInnen wird ein Rekord auch auf dieser Ebene angestrebt.
Digital: mehr Reichweite pro m2
Digital transformieren bedeutet natürlich nicht - wir werden nicht müde, es zu unterstreichen - ersetzen, sondern verlängern. Auf der Ble.ch geschieht das zum Beispiel durch den täglichen Ble.ch-Blog, das Ble.ch-TV, das ins World Wide Web gestreamt wird und vor allem die digitale Ble.ch-Drehscheibe.
Das Live-Messeerlebnis vor Ort wird durch diese Digitalplattform ergänzt, welche zeit- und ortsunabhängig erlaubt, mit Ausstellenden und Besuchenden in Kontakt zu treten und Inhalte on-demand zu konsumieren - sogar ohne auf der Messe zu sein und auch noch nach der Ble.ch!
Diese digitale Verlängerung der Ble.ch Messe für das Matchmaking zwischen Verkäufern (Ausstellern) und Einkäufern (Vor-Ort- und Online-BesucherInnen) ist für mich das Herz der digital transformierten Ble.ch-Messe. Mitmachen, auch ohne dabei zu sein, lautet die Devise. Das ist messetechnisch gesehen eine kleine Revolution.
«Die Bernexpo hat überdurchschnittlich viel investiert in die digitale Transformation», sagte David von Büren. «Wir erschließen BesucherInnen, die wir sonst nicht hätten», ergänzt er.
Aber das Herz bleibt die Ausstellung. So wie das der Trendforscher Rainier Evers schon vor 25 Jahren formuliert hat: All unsere Online-Aktivitäten verfolgen stets das eine, gleiche Ziel: Dass wir uns in der realen Welt treffen.
Was genau bringt der Mehraufwand der Community, den die digitale Verlängerung der Ble.ch verursacht?
«Unsere Aussteller wollen mehr Leads. Das geht nicht von heute auf morgen - aber Digitalität ist ein flankierender Weg dahin» sagt David von Büren «gerade für die jüngere Generation», ergänzt er.
Klimaneutrale Messe?
Auch der sogenannte «E-Bag» (elektronische Tasche) ist Teil der digitalen Transformation der Ble.ch-Messe. Vor-Ort-BesucherInnen lassen am Messestand ihr Eintrittsticket scannen - und erhalten die Ausstellerinformationen in ihren digitalen anstatt physischen Warenkorb. Es ist ein kleines Mosaiksteinchen auf dem Weg zur klimaneutralen Messe.
Die Ble.ch läuft noch bis am 22. September 2022.
