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Dihei-Messe in den Eulachhallen: «Wir sind ein bisschen nervös»

Eugen Ruoss lanciert mit der Dihei zum zweiten Mal eine Inneneinrichtungs-Fachmesse mit dem Messebau-Unternehmen Stauffis. Was bewegt den Mann, der sagt, dass er nicht aus der Messewirtschaft kommt? Mit Kurzinterview mit Stauffis.


by Eugen Ruoss*, Daniel Schulthess || 8. November 2023



Eugen Ruoss*, vom 11. bis 13. Februar 2024 lancieren Sie in den Eulachhallen Winterthur die Inneneinrichtungs-messe DIHEI. Was beschäftigt Sie dazu am meisten und lässt Sie nicht schlafen?

Wir sind ein bisschen nervös, weil wir uns fragen: Wie kommt die Dihei-Messe, das neue Messeformat, an? Aber wir können das alles relativ entspannt betrachten. Man muss Aussteller- und BesucherInnen ernst nehmen, und den Service, den wir bieten, macht kein anderer, das ist unsere Leidenschaft.


Aber ich bin ruhiger als früher. Ich hatte seit Jahren nicht mehr ein so gutes Feedback auf dieses Messevorhaben, alle Vorzeichen sind hervorragend. Wir haben ein 25köpfiges Messeteam, teilweise Freunde von uns. Das gibt eine sehr familiäre Atmosphäre. Ich behaupte, wir schafften es beim ersten Mal* vor 11 Jahren und wir schaffen es wieder. Aber es darf keine Pandemie geben, die uns stoppen könnte oder schlechtes Messewetter.


Wie kam es zur Wahl der Eulachhallen als Standort?

Angesagt: Die Eulachhallen in Winterthur.


Zürich war zum Beispiel zu gross, Basel als Standort geografisch schlecht und so kamen wir etwas überraschend nach Winterthur, ein idealer Standort als Stadt der Zukunft mit ihrer Nähe zur ostschweizerischen Textilindustrie. Winterthur ist hype.


Wir wurden in den Eulachhallen hervorragend empfangen und fühlen uns hier bestens aufgehoben. Dann ist die Nähe der Messe zum Bahnhof, der in 10 Fussminuten erreichbar, ideal. Schliesslich haben wir ein hervorragendes Partnerhotel gefunden, das für uns als Veranstalter den sprichwörtlichen roten Teppich bereitstellt. In Winterthur stimmt das Gesamtpaket.



Welche Ambitionen verfolgen Sie für die Dihei-Messe?

Unser Massstab für die Erstaustragung im Februar 2024 waren 35 schweizerische Aussteller. Jetzt sind wir bereits bei 60 ausstellenden Firmen angekommen, obwohl es in der Schweiz weniger Hersteller wurden sind. Beide Messehallen sind bereits ausgebucht.


Aber viel wichtiger als die Zahl der Aussteller sind für mich ihre Qualität. Sie ist auch ein Indiz, weshalb es eine Inneneinrichtungsmesse braucht: ab einer gewissen Qualität funktioniert in unserer Branche ein Onlinevertrieb einfach nicht.


Und einen Fehler wollen wir zweifellos nicht machen, nämlich Wachstum um seiner selbst Willen.


Unsere Ambition besteht darin, das jetzt vorhandene Niveau auch über die sagen wir nächsten fünf Jahre zu halten. Ich sehe ringsum im Ausland, wie Messen aus unserer Branche schliessen oder extrem schwierig unterwegs sind. Aber das Messegeschäft boomt. Ein Indiz dafür ist, dass wir eine schweizerische Messe veranstalten wollten, jetzt aber Aussteller aus acht Nationen gewinnen konnten.


Die Dihei-Messe hat ein «all inclusive Angebot». Was leistet dieses?

Wir bieten, auch dank den Eulachhallen, unseren Ausstellenden einen Paketpreis an, der praktisch sämtliche Kosten wie Standmiete, Messebau, Verpflegung, Auf- und Abbau, Parking und für Aussteller und BesucherInnen einen Shuttlebus vom Bahnhof zu den Eulachhallen enthält.


Neu ist, dass wir die Ticketeinnahmen vollumfänglich re-investieren in das Catering für die Messegäste, begonnen beim Kaffee über den Lunch bis hin zum Kaffee und Kuchen am Nachmittag, um unseren Ausstellern beste Voraussetzungen zu bieten.


Zu diesem Zweck haben wir eine Cateringzone eingerichtet zwischen den beiden Hallen. Für die Aussteller entfällt damit eine Verpflegung am eigenen Stand und sie können sich auf ihrer Standfläche auf das Wesentliche konzentrieren: die Beratung und den Vertrieb – das Geschäfte machen. Jetzt wollen wir uns in den nächsten Wochen auch Gedanken machen über ein Sonderangebot für unsere BesucherInnen aus der Romandie und Tessin.


Während Covid war nicht selten zu hören, Messen hätten ihren Zenit überschritten und würden jetzt durch «online» ersetzt, was sich als Irrtum herausgestellt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Wie läuft jetzt Ihre Dihei-Messe und was denken Sie sind die Gründe dafür?

Der Sinneswandel ist bezeichnend für unsere Branche der Inneneinrichter: Wir leben durch die Sinne. Was unsere Branche bietet, Beratung und Empfehlung ab einem gewissen Preisniveau, ist nicht online ersetzbar. Ab einer gewissen Preisklasse muss man ein Produkt einfach in den Händen halten, spüren. Sobal man ein Produkt mit einem gewissen Qualitätsstandard sucht, wollen Sie es be-greifen. In der Schweiz haben wir unglaublich gute Textilien und Schlafsysteme. Sie alle brauchen eine gute Beratung. Unsere Fachhändler kaufen auf der Dihei-Messe ein, damit sie im folgenden Jahr ihre KundInnen gut beraten können.


Welchen Nutzen hat Digitalität für Sie?

Es wäre völlig verfehlt zu sagen, Digitalität ist schlecht. Es braucht sie in unserem Geschäft genauso wie in jeder Branche. Sie ermöglicht zum Beispiel viel schnellere Übermittlungen, das ist der grösste Vorteil. Ohne Digitalität wird in Zukunft nichts gehen. Aber in unserer Inneneinrichtungsbranche wird sie immer ein Hilfsmittel sein, vor allem auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Nur im Vertrieb glaube ich nicht an Digitalität. Wir sind eine Branche mit einer zu grossen Notwendigkeit der Unterstützung durch einen Anbieter. Wenn der Kunde diesen Vorteil sieht, dann bedient er sich klassisch im Fachgeschäft.


Was ist die Vision von Eugen Ruoss zur Dihei-Messe in sagen wir fünf Jahren?

Das Ziel muss natürlich sein, dass die Dihei-Messe dereinst ohne Probleme weitergegeben werden kann. Das gesagt werde ich sie sicher nicht ohne Not zum zweiten Mal in andere Hände geben. Es macht einfach zu viel Spass, dass alles so gut funktioniert. Mein Ziel ist klar, die Dihei-Messe in den nächsten Jahren erfolgreich weiter zu führen.


*Eugen Ruoss ist Inhaber des Bettwäsche-Herstellers Tamara R AG. Er hat im 2011 seine erste Inneneinrichtungsmesse im Hotel Seedamm Plaza in Pfäffikon SZ lanciert, die mit 35 Ausstellern gleich ausverkauft war und zog dann in die Bernexpo um und gab sie schliesslich als Heimtex Suisse an die Bernexpo Groupe weiter. Jetzt lanciert er die Dihei-Messe in den Eulachhallen in Winterthur vom 11. bis 13. Februar 2024.


Interview: Urs Seiler



-------- Kurzinterview mit dem beauftragten Messebauunternehmen Stauffis --------


«Die Pandemie gab einen Schub für Messen und Events»


Bei Stauffis, zuständig für die Überbauung der Dihei-Messe, läuft das Geschäft auf Hochtouren. Der Grund: anders als gemutmasst hat die Pandemie dem Messe- und Eventgeschäft einen Schub verliehen. Kurzinterview zu einer sich verändernden Messelandschaft.


by Daniel Schulthess || 8. November 2023



«Wenn vom 11. bis 13. Februar 2024 die Dihei-Fachmesse in den Eulachhallen über die Bühne geht, werden mit über 70 ausstellenden Unternehmen fast doppelt so viele wie ursprünglich angestrebt teilnehmen.


«Ein Grund ist, dass das «all-inclusive»-Konzept des Veranstalters der richtige Weg ist. Es gibt keine Kostenüberraschungen für die Ausstellenden. Wir sehen rundherum vergleichbare, der heutigen Zeit entsprechende Erfolgskonzepte bis hin zu «tabletop Messen» als stark im Kommen.


Zunehmende Kurzfristigkeit

«Unsere grösste Herausforderung ist nicht mehr die Knappheit an qualifizierten Mitarbeitenden. Stauffis verfügt wieder über ein eingespieltes Team, weil wir rechtzeitig am Rekrutieren waren und auch viel Glück mit den Bewerbern hatten.


«Personalknappheit sehen wir aber in vielen anderen Teilen der Wirtschaft. Die Konsequenz ist eine immer kurzfristigere Planung seitens der Kunden. Jahrelang konnte man keine Live-Events mehr durchführen. Jetzt ballen sich die Veranstaltungen, aber das entsprechende Personal für die frühzeitige Planung fehlt.


«Das ist im Moment unsere größte Herausforderung, die wachsende Kurzfristigkeit im Auftragsverhalten, was dazu führt, dass man kaum mehr rechtzeitig Akquise für das kommende Jahr betreiben kann. Es wird nur noch im «Hier-und-Jetzt» operiert. Das beschäftigt uns.


Die Wirtschaft braucht Direktkontakt

«Die Pandemie hat der Messe- und Eventwirtschaft einen Boost gegeben, weil sie aufgezeigt hat, dass Digitalität allein nicht funktioniert. Es reicht einfach nicht, seinen Kunden nur alle zwei oder drei Jahre zu begegnen.


«90 Prozent unserer Kunden sind erleichtert, dass sie ihre Community jetzt wieder persönlich erreichen können und beurteilen sogar den Aussteller-Wettbewerb auf einer Messe als Gewinn. Wir beobachten auch, dass die Pandemie zu einem Paradigmenwandel geführt hat. Heute kämen tendenziell weniger, dafür entscheidungstragende Gäste an einen Event, lautet die Aussage unserer Kunden.


«Wir beobachten auch eine gewisse Entmaterialisierung am Messestand. Es werden gezielt Neuheiten präsentiert und inszeniert. Der opulente Exponatepark gehört an vielen Orten der Vergangenheit an.


Interview: Urs Seiler



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