Jetzt wurde das Joint Venture fairnamic offiziell verkündet. Es sichert der Messe Friedrichshafen die Weltleitmesse Eurobike. Am Standort Frankfurt!
by Urs Seiler | 19. November 2021
«Die zweitbeste Lösung ist die beste Lösung», sagte Andreas Brand, Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen am 29. Juni 2021, als der Wegzug der Weltleitmesse Eurobike von Friedrichshafen nach Frankfurt respektive das damit zusammen hängende Joint Venture der beiden Messeplätze in der gemeinsamen Firma fairnamic verkündet wurde.
Was geht hier vor?
Die von den Messemachern in Friedrichshafen in den letzten 30 Jahren aufgebaute Eurobike kam mit dem Standort am Bodensee immer mehr an ihre Grenzen. Aussteller und BesucherInnen führten eine schlechte Erreichbarkeit der Messe Friedrichshafen ins Feld, die lokale Hotellerie langte mit einer Verfünffachung der Zimmerpreise während der Eurobike gewaltig zu und die rasante Veränderung der Fahrrad- respektive Mobilitätsbranche limitierte die Wachstumsmöglichkeiten einer reinen Fahrradmesse.
In den letzten Jahren hatten sich vor diesen Voraussetzungen große Hersteller von der Eurobike in Friedrichshafen zurückgezogen und es drohte ein Szenario wie jenes der Outdoor-Messe in Friedrichshafen, die nach München umzog. Die Messe Friedrichshafen stand vor dem Szenario eines weiteren Wegzugs oder eines langsamen Sterbens der Eurobike – und hat reagiert. Auch aus Frankfurt ist die berühmte IAA Automobilmesse nach München weggezogen und fand im September 2021 in der bayrischen Hauptstadt erstmals unter dem Titel «IAA Mobility» statt.
Die Messe Friedrichshafen hat jetzt einem solchen Szenario vorgebeugt. Die nächste Eurobike findet vom 13. – 17. Juli 2022 in Frankfurt statt. Frankfurt gewinnt damit eine neue Gastmesse, die Messe Friedrichshafen bleibt offenbar mit einer Mehrheit beteiligt und kann das weltweite Netzwerk der Messe Frankfurt, auch für die Aero-Messe nutzen. Die Aero wird ebenfalls Teil des Joint-Ventures fairnamic, wird aber in Friedrichshafen bleiben.
Der Wegzug soll die Wachstumsmöglichkeiten der Eurobike jetzt wieder zurück bringen. Die Messe Friedrichshafen hat immer betont, dass der Wegzug nicht covidbedingt entstanden, sondern schon länger mit der Messe Frankfurt diskutiert worden war.
Neuer Mobilitätsverbund?
In das am 17. November 2021 besiegelte Joint-Venture fließt auch die Aero ein. Der Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen, Klaus Wellmann (Bild links) sagt dazu: «Das branchenweit einzigartige Joint Venture fokussiert die Zukunftsmärke Fahrrad, E-Bike und Micromobility sowie General Aviation.» Das bedeutet: Es entsteht hier eine Zusammenarbeit mit einem völlig Konzept zu dem, was Mobilität respektive eine Mobilitätsmesse ist.
An der Pressekonferenz vom 29. Juni 2021 wurde festgehalten, dass die Messe Friedrichshafen eine 51%ige Mehrheit am Joint Venture fairnamic halte. Wurde bisher über die Anteile neu verhandelt? Wir wissen es nicht. In der Pressemitteilung vom 18. November wird auf die Besitzverhältnisse nicht eingegangen.
Joint Venture fairnamic Vertragsunterzeichnung mit (v.l.n.r.) Jörg Seyffart,
Klaus Wellmann, Uwe Behm, Andreas Kaster, Stefan Mittag.
Der urbane Raum Frankfurt
Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt sagt zum Joint-Venture: «Mit fairnamic bündeln wir die Erfolgsfaktoren Globalität, Stärke und Schnelligkeit in diesen Zukunftsmärkten. Es gilt, die Marktpositionen der beiden Leitmessen Eurobike und Aero schnell und kraftvoll auszubauen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das erweitert und stärkt unsere bereits bestehende Mobilitätskompetenz.»
Geschäftsführer von fairnamic sind die beiden erfahrenen Messemacher Stefan Reisinger und Stefan Mittag.
Die Aero (27. bis 30. April 2022) wird weiterhin auf den Standort Friedrichshafen setzen und dort vor allem vom direkten Flughafenzugang profitieren. Die Eurobike findet vom 13. bis 17. Juli 2022 erstmalig auf dem innerstädtischen Messegelände in Frankfurt statt. «Mit dem Standort Frankfurt hat die Eurobike den direkten Bezug zum Urbanen und optimale Voraussetzungen für ihre Stärkung und Weiterentwicklung», so Stefan Reisinger.
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