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LiveCom: Vorwärts in die Zukunft


Wie geht es weiter in der Live Kommunikation – jetzt wo die Infektionszahlen wieder gestiegen sind und es mehr Risikogebiete gibt?

Interview mit Stephan Schäfer-Mehdi | 27. August 2020



Stephan, gibt es ein schnelles Back to live?

Autokino-Konzerte, Theater im Garten, aber auch Publikumsmessen wie der eingedampfte Caravan-Salon in Düsseldorf sind zaghafte und behutsame Versuche Veranstaltungen wieder stattfinden zu lassen. Das funktioniert, weil die Entscheidung sich einem möglichen Infektionsrisiko auszusetzen, bei jedem einzelnen Besucher liegt.

Das Revival von Kultur und Entertainment nimmt man wahr. Aber wie ist es mit Formaten wie Fachmessen und Corporate Events?

Da tut sich in der Realität fast nichts. Denn es bleibt leider dabei, kaum ein Unternehmen riskiert es, dass sich seine Mitarbeiter, Kunden, Händler oder Journalisten infizieren. Aus meiner Sicht ist die entscheidende Frage: Wie kriegt man die Verantwortung des Einzelnen und die Finanzierung durch Unternehmen so zusammen, dass zumindest ein Teil der Live-Kommunikation wieder stattfinden kann?

Wie soll denn das gehen?

Eine Antwort lautet: Es muss wieder Veranstaltungen geben, die Agenturen und Dienstleister realisieren. Für viele Unternehmen sind die zum einen unwirtschaftlich, zum anderen zu riskant. Wie wäre es also, wenn man einen Fonds gründet? In den zahlt der Bund ein, vielleicht auch die Länder, dazu die veranstaltenden Unternehmen und soweit das noch möglich ist auch die Agenturen und Dienstleister, sei es auch nur symbolisch. Aus dem Fond werden die Fehlbeträge gezahlt, die Events und Messen gerade unwirtschaftlich machen. Somit wird keine Untätigkeit subventioniert, sondern eine Branche für das bezahlt, was sie am besten kann. Bei der Beteiligung der Unternehmen wird es nicht leicht, aber wenn sie Live-Kommunikation als unverzichtbar ansehen, dann sollten sie ihr Scherflein beitragen.

Bleibt die Frage von Infektionsrisiko und Verantwortung.

Daher sollten gezielt Events stattfinden, die nicht von den Unternehmen selbst veranstaltet werden. Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Händler können die Veranstaltungen individuell nutzen. Themen wie Motivation, Strategie, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung bieten sich an. Die Finanzierung kann über den Fonds erfolgen oder durch Beiträge der Unternehmen. Hierzu könnte man Pilotevents machen. Für Agenturen bietet sich die Aufgabe des Veranstalters an.

Ein Zurück zu Events und Messen in größerem Umfang kann es aber nur geben, wenn es ausreichend wirksame Impfstoffe gibt und ein Großteil der Bevölkerung, auch international, geimpft ist. Das wird noch dauern: Die Alternative ist das flächendeckende Testen. Aber auch hier reichen die jetzigen Verfahren, Bayern lässt grüßen, nicht aus. Eine neue Generation an Tests müsste überall verfügbar, preiswert und zuverlässig sein. Und man müsste innerhalb von weniger als einer halben Stunde ein Ergebnis haben. Dann könnte man auch kurz vor einer Veranstaltung oder Messe reihenweise testen.

Das klingt im Augenblick utopisch, aber im Februar hätte auch keiner geglaubt, dass ich in vielen Ländern nur noch maskiert in Museen, Restaurants, Kinos, Flieger, Tankstellen oder Supermärkte gehe.

Stephan Schäfer-Mehdi ist preisgekrönter LiveCom-Kreativer und zuständig für Strategie und Kreation im Studio Bachmannkern, Solingen

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