Die Livekommunikationsdienstleister befinden sich noch in einem Wechselbad der Gefühle, ob es im Herbst mit Messen weiter geht. Solange diese – eine Olma, eine Igeho, ein IFAS - nicht abgesagt sind, hofft man.
by Urs Seiler | 28. April 2021
Vielleicht geht es plötzlich doch schneller mit «back to live», mit Messen und Events im 2. Semester 2021.
Die Meinungen sind aber nach wie vor geteilt. «Ich halte an meiner These fest, es wird nie Messen geben, auf denen Aussteller und BesucherInnen mit Masken teilnehmen» sagte ein Teilnehmer des schweizerischen Messebautalks.
Er erhielt Widerspruch mit dem Votum, dass Masken die nächsten Jahre der Messewirtschaft prägen werden.»
«Mit oder ohne Masken – wichtig ist, dass in diesem Jahr überhaupt noch Messen stattfinden», war das Votum eines anderen Messebauers.
Einig war man sich nur in der Tatsache, «dass wir (Anmerkung: Messebau-Unternehmen) immer zuletzt kommen» in den Überlegungen der Landesregierung.
Zu lange Kurzarbeit birgt auch die Gefahr einer «fatigue» der nicht beschäftigten Mitarbeitenden, die manchmal schwierig zu motivieren sind, wenn tatsächlich Aufträge zu erledigen sind. «Auch Festangestellte kommen in einen Laisser-faire-Trott.»
Ein weiteres Problem: Unbeschäftigte Mitarbeitende verlieren teilweise ihr Können. Ein Teilnehmer des Messebautalks hielt fest: «Wir brauchen nicht so sehr ‚future skills’ – nein, wir müssen vielmehr bestehendes Wissen wieder neu schulen.»
Impfpflicht ist unbestritten
Müssen sich Mitarbeitende der Messe- und Eventwirtschaft impfen lassen?
Auf den Baustellen ist die Impfpflicht unbestritten. Das verlangen die Auftraggeber, sie wollen keine Monteure ohne Impfausweis und schreiben Maskentragen vor.
Die gute Nachricht: bei einem großen Messebauunternehmen standen die Mitarbeitenden Schlange für eine Impfung. Der entsprechende Messebauer ist deshalb optimistisch, dass eine Impfpflicht dank der Freiwilligkeit der Mitarbeitenden gar nicht ausgesprochen werden muss.
Ausweitung der Kurzarbeit?
In Anbetracht der unsicheren Situation in der Messewirtschaft im 2021 drängt der größte Teil der Live Kommunikationsbranche auf eine Verlängerung der Kurzarbeit von 18 auf 24 Monate, weil dafür jetzt die entscheidenden Weichen mit möglichen Entlassungen von Mitarbeitenden mit langfristigen Arbeitsverträgen gestellt werden müssen.
Seit dem 22. April 2021 läuft im Kanton Zürich jetzt auch die 3. Zuteilungsrunde für die Unterstützung und für Finanzhilfen (Härtefallverordnung) für vom Veranstaltungsverbot betroffene Unternehmen.
Absehbarer Kapazitätsengpass bei Messebauern
Bereits im letzten Messebautalk vom 17. März 2021 wurde darauf hingewiesen, dass es bei einer Ballung von zurückkehrenden Messen zu einem Kapazitätsengpass bei Messebaudienstleistern kommen könnte, wenn plötzlich sämtliche Veranstaltungen, die verschobenen wurden, gleichzeitig mit den turnusgemäss anstehenden Veranstaltungen stattfinden.
Dann hat auch ein gewisser Aderlass in der Live Kommunikationsbranche durch den Abgang von Mitarbeitenden in andere Branchen stattgefunden, es ist für Messebaufirmen schwierig, ausgewiesene Fachleute im Unternehmen zu halten.
Chancen zur Transformation?
«Transformation» ist praktisch für sämtliche Messebaufirmen gleichbedeutend mit Reduktion, solange in der Covid-Ära kein Kerngeschäft ausführbar ist. Messebaufirmen haben sich auf bereits existierende Felder wie Ladenbau, Digitaldruck, Verpackungen, Impfzentren konzentriert.
Aber für alle Teilnehmer am Messebautalk sind das keine vielversprechende Zukunftsfelder, sie erbringen bloß einen geringen Teil der früheren Umsätze, aber wenigstens eine Motivation zur Arbeit und sie sind psychologisch wertvoll für Auszubildende.
Fazit: Wenn es wieder losgeht mit Messen und Events dürfte das Geschäft der Messebaufirmen, die bis dahin überleben, explodieren. Der Vergleich der sogenannten «wilden Zwanzigerjahre» nach dem Börsencrash von 1928 wurde zitiert. Aber nur, wenn eine Öffnung für Messen und andere Veranstaltungen stattfindet, hoffentlich schneller als erwartet.
Der nächste Messebautalk findet statt am 5. Mai im JED in Zürich-Schlieren.