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«Unsere größte Sorge ist die geopolitische Situation»

English below. Messen sind zurück. Aber jetzt stehen wir vor der nächsten Herausforderung: Kohlenstoffneutrale Veranstaltungen. Arto Varanki, Repräsentant der Messe Frankfurt für Finnland und Inhaber der global tätigen Messebaufirma Messeforum, erklärt warum.




In Kürze

Ein Unternehmen wird nicht überleben, wenn es seine Produkte oder Dienstleistungen auf dem pre-Covid-Niveau verkauft.


Wir sprechen vom Ketchup-Flaschen-Effekt: Erst kommt nichts und dann alles auf einmal!


Wenn jetzt noch weltweit die Covidrestriktionen aufgehoben werden, fallen auch die Reiserestriktionen dahin.


Die Messewirtschaft hat so große wirtschaftliche Auswirkungen, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Politiker wieder «den Stecker wieder ziehen» wollen.


Arto Varanki, was ist derzeit Deine größte Sorge in bezug auf Dein Messebaubusiness?

Seit der Wiederaufnahme des Messegeschäfts werden wir mit Arbeit überhäuft und haben mehr Anfragen denn je.


Die größte Sorge ist aber zweifellos die internationale Situation. Das Messeforum arbeitet zu 95 Prozent für Kunden, die im Ausland ausstellen. Alle haben Angst vor dem Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen auf Europa. Wir haben aber gute Partner in der ganzen Welt und sind in der Lage, unsere Aktivitäten und Transporte für jeden Kunden zu sichern.


Wie bei Covid ist dies eine Situation, die sich unserer Kontrolle entzieht und die auch mit dem dritten Thema zusammenhängt, nämlich den steigenden Preisen im Einkauf für Rohstoffe wie Holz, Sperrholz und von weiteren Posten.


Wie vermittelst Du das Deinen Kunden?

Die Preiserhöhungen waren natürlich am Anfang ein großer Schock für unsere Kunden. Aber sie haben sie inzwischen akzeptiert, auch weil wir sie ihnen mit statistischen Argumenten erklären konnten. Man muss verstehen, dass ein Unternehmen nicht überleben wird, wenn es seine Produkte oder Dienstleistungen heutzutage auf dem Niveau von vor Covid verkaufen!


Was ist ein klimaneutraler Messestand?

Covid hat uns viel Zeit verschafft, um über umweltfreundliche Methoden für den Messebetrieb nachzudenken. Die Herausforderung des Klimawandels gab es schon vor Covid, aber was es nicht gab, war der Begriff «klimaneutraler» Messestand.


Jetzt geht es darum, klimaneutrale Messestände zu schaffen. Das Messeforum ist ein Vorreiter für klimaneutrale Messestände. Wir sind auch Mitglied der UN Global Compact Initiative, die Unternehmen darin unterstützt, ihr nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln.


Zunächst haben wir alle unsere Emissionen berechnet und uns bemüht, den Kohlenstoff-Fußabdruck durch die Verwendung emissionsarmer Materialien und grüner Energie sowie durch die Kreislaufwirtschaft zu verringern. Aber das allein würde niemals zu einem Netto-Null-Ausstoß führen. Wir haben gelernt, dass Teile kompensiert werden müssen.


Zu diesem Zweck kaufen wir dem EU-Emissionshandelssystem die Emissionsrechte ab. Die 11.000 größten und umweltschädlichsten Unternehmen in der EU sind per Richtlinie an das System gebunden. Sie müssen ihre Emissionen konkret reduzieren, da die Menge der von ihnen genutzten Zertifikate reduziert wird, wenn Unternehmen wie wir die Zertifikate aus dem System für unsere Kompensation wegkaufen.


Schließlich stellen wir für jeden Messestand ein Zertifikat aus, das von einer dritten Partei ausgestellt wird, die unsere Emissionsberechnung und Kompensation kontrolliert.



Der Weltmesseverband UFI will bis zum Jahr 2050 klimaneutrale Messen sehen, der deutsche Branchenverband AUMA bis 2040. Wie kommen wir dorthin? Was ist der nächste Schritt?

Messebau ist sehr material- und reise-intensiv. Klimaneutralität ohne Kompensation ist daher eine große Herausforderung.


Ein erster Schritt ist die Konzentration auf erneuerbare Energiequellen. Schauen wir uns die führenden deutschen Messeplätze an: Die meisten von ihnen sind bei der Nutzung und Versorgung mit erneuerbarer Energie bereits recht weit fortgeschritten.


Bislang wurde der klimaneutrale Messestand nicht durch die Kundennachfrage vorangetrieben. Aber das Messeforum ist der Zeit voraus. Wir sind ein Pionier in unserer Branche. Wir verwenden so viel wie möglich umweltfreundliches, holzbasiertes Material.


Zweitens bewahren wir alle Möbel, digitalen Produkte, Beleuchtung oder Metallgeräte für lange Zeit auf und verwenden sie wieder. Und was nicht wiederverwendbar ist, wird kompensiert.


Arto, wir treffen uns hier auf der Light + Building Autumn Edition im Oktober 2022 in der Messe Frankfurt. Was erwartest Du von der Light + Building im Hinblick auf den Aufbruch der Branche nach Covid?

Die letzte Light + Building fand vor viereinhalb Jahren statt, das ist eine lange Zeit. Wir sprechen hier von einem Ketchup-Flaschen-Effekt: Erst kommt nichts und dann alles auf einmal!


Aber ich habe einen Traum, nämlich die perfekte kohlenstoffneutrale Messe oder Ausstellung zu erreichen. In Finnland haben wir immer noch weniger Aussteller und Besucher als früher. Aber sie haben das dringende Bedürfnis, wertvolle Kontakte und Geschäftsbeziehungen zu schaffen.


Wie lange werden die Reisebeschränkungen das Messegeschäft noch einschränken?

Wir haben auf der vorletzen Light + Building im Jahr 2018 rund 2'700 Aussteller und 220'000 BesucherInnen gesehen. Diese Zahlen wurden im 2022 nicht ganz erreicht, sie werden es aber wohl langfristig wieder.


Ich glaube, dass die Covid-Beschränkungen weltweit aufgehoben werden, es ist nur eine Frage der Zeit, bis das passiert. Europa hat bereits akzeptiert, dass das Virus zu einer Art leichter Grippetyp wird. Wenn dies in Ländern wie China der Fall sein wird, wird es keine Reisebeschränkungen mehr geben.


Die Messe Frankfurt hat ihre Aussteller befragt, ob sie als Aussteller auf Messen zurückkehren wollen, und mehr als 90 Prozent von ihnen haben gesagt, dass sie zurückkehren wollen. Messen sind ein wesentlicher Bestandteil ihres Marketingplans. Und vergessen wir nicht: Sie haben Geschäft verloren, das sie jetzt wieder aufholen wollen!


Wann werden die Regierungen der Messewirtschaft wieder das Licht ausknipsen, wenn wir in privaten Haushalten und im öffentlichen Raum Energie sparen müssen?

Die Messewirtschaft hat so große wirtschaftliche Auswirkungen, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Politiker wieder «den Stecker wieder ziehen» wollen.


Das liegt vor allem daran, dass man in Finnland und auch in Deutschland und anderen Ländern während Covid verstanden hat, wie wichtig unsere Branche ist in bezug auf die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht nur für unsere Branche, sondern auch auf Drittunternehmen. Das sind etwa die Gastronomie oder das Gastgewerbe, die Beschäftigung oder die Steuererträge (Anmerkung der Redaktion: Die Messe Frankfurt hat während der Covid keine Menschen entlassen!).


Lernen Sie den einzigen Standbauer der Welt kennen, der alle seine Stände klimaneutral baut! Die Firma Messeforum von Arto Varanki hat unter anderem den klimaneutralen Swissmem-Stand (Bild oben) auf der Techtextil vom 21. bis 24. Juni 2022 in der Messe Frankfurt gebaut.


Interview: Urs Seiler


Take Outs




--------English --------


«Our biggest worry is the international geopolitical situation»


Trade fairs are back. But now we are facing the next challenge: Carbon neutral events. Arto Varanki, representative of Messe Frankfurt for Finland and owner of Messeforum booth building company explains why.




Short Cuts

An enterprise will not survive, if it sells its products or services at pre Covid level!


We are talking of the ketchup bottle effect: first you get nothing and then all at once!


As soon as the worldwide Covid restrictions will be removed, the travel restrictions will end too.


The trade fair business has such a big economic impact that I consider it highly unlikely that the politicians want to «pull the plug again».


Arto Varanki, what is your biggest concern as regards your booth building business at the moment?

Since the trade fair business has been relaunched, we have been inundated with work and have more inquiries than ever.


But the biggest concern would doubtlessly be the international situation. Messeforum works 95 percent for customers who exhibit abroad. Everybody is afraid of the war in Ukraine and its effects to Europe. We have however good partners all over the world and are able to secure our activity and transportations for every customer.


Like Covid this is a situation which is out of our control and relates also to the third issue which is of course the rising prices for raw materials like wood, plywood and other items.


How do you convey this to your customers?

The rise in prices was of course a big shock for our customers to start with. But they have accepted it by now, also due to the fact that we could explain it to them on statistical grounds. We have to understand that if we sell your products or services at a pre-Covid level these days, our organisation will not survive!


What is a «carbon neutral» fair booth?

Covid has given us excessive time to think about environmentally friendly ways of operating at trade fairs. The challenge of climate change already had existed pre Covid, but what didn’t exist was the term «carbon neutral» trade fair booth.


The challenge now is to create carbon neutral booths. Messeforum is a forerunner for carbon neutral booths. We are also a member of UN Global Compact initiative which is directed to help companies develop their sustainability.


First, we calculated all our emissions and have explored to reduce the carbon footprint by means of using low emission materials and green energy and by the circular economy. But this alone would never achieve net zero output. We’ve learnt that parts must be compensated.


For this purpose we buy off the emission allowances from the «EU Emission Trading System». The 11'000 biggest and most polluting companies within the EU are committed to the system by directive. They need to concretely reduce their emissions because the amount of allowances in their use is reduced when companies like us buy off the allowances away from the system for our compensation.


Finally, we supply a certificate for each booth, issued by a third party, who controls our emission calculation and compensation.



The world organisation for trade fairs UFI wants to see climate neutral exhibitions by the year 2050, the German industry association AUMA by 2040. How do we get there? What’s the next step?

The booth building business is a very material and travel intensive one. Carbon neutrality without compensating is therefore a huge challenge.

A first step is to focus on renewal energy sources. Look at the leading German trade fair venues: mostly all of them are already quite advanced in using and supplying renewal energy.


Secondly we need to concentrate on carbon neutral transport, i.e. by means of electric vehicles.


So far carbon neutral trade fair booths have not been driven by customer demand. But Messeforum is ahead of the time. We are a pioneer in our business. We use as much as possible eco friendly, wood based material. Secondly we preserve all the furniture, digital products, lightning or metal equipment for long time and re-use them. Finally what is not re-usable will be a matter of compensation.


We are meeting at Light + Building Autumn Edition 2022 at Messe Frankfurt. What do you expect from Light + Building as regards kicking off the industry post Covid?

The penultimate Light + Building took place four and a half years ago, that’s a long time. We are talking of a ketchup bottle effect: first you get nothing and then all at once!


But I have a dream: to arrive at the perfect carbon neutral show. In Finland, we still see fewer exhibitors and visitors than before. But they have an instant need to create valuable connections, valuable business relationships.


How much longer will travel restriction restrict the trade fair business?

We have seen some 2'700 exhibitors and 220'000 visitors at the penultimate Light + Building show in the year 2018. This year these figures have not yet been reached, but probably will be reached in the long term.


I believe the Covid restrictions will globally be removed, it’s only a matter of time until this happens. Europe has already accepted the virus will become a sort of a mild flue deviation. When this is going to happen in countries like China there will be no travel restrictions left any more.


Messe Frankfurt has asked their exhibitors whether they want to return to trade fairs as exhibitors and more than 90 percent of them have said they want to return. Trade fairs are an essential part in their marketing plan. And let’s not forget: they have lost business for which they now want to make up for!


When will the governments turn the exhibition industry the lights out again, if we have to save energy in private households and in public spaces?

The trade fair business has such a big economic impact that I consider it highly unlikely that the politicians want to «pull the plug again».


This is mainly because in Finland, in Germany and other countries the politicians have understood during Covid how important our industry is as regards economic impact not only on our industry but on third party businesses like catering or hospitality, travel, on employment or on taxes revenues (note from the editor: Messe Frankfurt has not set off people during Covid!).


Arto Varanki’s company Messeforum has amongst others built the carbon neutral Swissmem stand (above) at Techtextile from 21 to 24 June 2022 at Messe Frankfurt. Messeforum is represented in Switzerland by tf solutions gmbh, who holds the representation of Messe Frankfurt for Switzerland and Lichtenstein.


Interview: Urs Seiler


Take Outs



Translated from German with deepl.com


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