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Die Messe Frankfurt ist zurück – aber in Europa wachsen die Bäume nicht in den Himmel

Das Messegeschäft ist bei der Messe Frankfurt mit 600 Millionen Euro Umsatz im 2023 zurück, was während Corona niemand zu prognostizieren gewagt hätte. Das ganz große Messewachstum geschieht allerdings in Zukunft in den Überseeregionen auf der ganzen Welt.




«Messen sind der analoge Gewinner der Digitalisierung»

Unvergesslich, als der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, Wolfgang Marzin (links), auf dem Gipfel der Pandemie prognostizierte, dass sich nach Covid kein Mensch mehr für digitale Messen interessieren wird.





Genau das ist jetzt eingetroffen. «Messen sind der analoge Gewinner der Digitalisierung» sagte auch Geschäftsleitungsmitglied Detlef Braun am Jahresabschluss-Pressegespräch vom 30. November 2023. «Wir sind zurück im Geschäft, wesentlich schneller und besser als noch vor einem Jahr erwartet. Und im 2024 sind wir ganz zurück.»


Trotzdem wird die Messe Frankfurt weiter in die Digitalisierung ihrer Abläufe investieren, um Messen für ihre Aussteller- und BesucherInnenkunden noch effizienter zu machen. Auch hier wird die Messe Frankfurt weiter machen. «Wir werden unser Unternehmen kundenzentriert vollkommen digitalisieren», sagte Wolfgang Marzin. Dieser digitale Transformationsprozess, das größte Modernisierungsprojekt in der Geschichte der Messe Frankfurt, soll bis im Jahr 2026 abgeschlossen sein.



Die Messe Frankfurt wird im ersten vollen Messejahr seit Covid In- und Ausland im Jahr 2023 einen Umsatz von mehr als 600 Millionen Euro erwirtschaften (2022: 454 Millionen), was über dem Voranschlag liegt. Im veranstaltungsintensiven 2024 soll dank einem weiteren Umsatzwachstum das Spitzenergebnis von 2019 von 736 Millionen Euro erreicht werden.

«Unsere Messen sind gestärkt und resilient vollumfänglich zurück» sagte Detlef Braun (rechts). Unsere Leistungen helfen Kunden, ihre Vertriebsziele zu erreichen, das konnte auch Covid nicht zerstören.» Und: «Unser Erfolg basiert auf den Strukturen, die wir aufgebaut haben» verdeutlichte er.


Zwei der ganz großen Flaggschiffe der Messe Frankfurt sind das Konsumgütertrio Ambiente, Christmasworld und Paperworld, das im Januar 2024 am heimischen Standort aus allen Nähten platzen wird.


Das zweite ist die Automechanika, eine der bekanntesten Messemarken der Welt mit Ablegern in insgesamt 14 Ländern und die im November 2024 auch wieder in Frankfurt stattfindet.


Investitionen in neue Veranstaltungen, Zukäufe und Kooperationen und strategische Partnerschaften im In- und Ausland werden das Geschäft der Messe Frankfurt weiter stärken.


Weshalb die Bäume nicht in den Himmel wachsen

«Die Bäume wachsen in Europa in der Messewirtschaft nicht mehr in den Himmel» sagte der verdiente, im 2024 altershalber aus der Geschäftsführung zurücktretende Uwe Behm (links). Das Messegeschäft ist aufgrund von drastischen Kostensteigerungen, der Energiekrise und der geopolitischen Lage, die sich in anderen Region der Welt besser präsentiert, in Europa schwieriger geworden.


Für die global tätige Messe Frankfurt bedeutet das: das Umsatzverhältnis von sechzig Prozent in Deutschland und 40 Prozent im Ausland wird sich im 2024 wohl auf 50:50 Prozent verschieben. Das stärkste Wachstum geschieht zur Zeit im Mittleren Osten, in China und in Indien. In den USA ist die Messe Frankfurt der größte deutsche Messeveranstalter.


Die Messe Frankfurt hat als eine der ersten deutschen Messegesellschaften schon vor vierzig Jahren das Auslandgeschäft gefördert als das an anderen Orten noch ein streng behütetes Tabu war. Sie wird auch in Zukunft auf der ganzen Welt «auf Wunsch unserer Kunden», wie Wolfgang Marzin unterstrich, Messeterrain besetzen bevor das andere tun.


Wie sich gezeigt hat, führt das Veranstalten von Messen im Ausland, etwa in den erwähnten Wachstumsregionen, auch zu einer Zunahme an Aussteller- und BesucherInnenkunden am heimischen Messeplatz. Das leistet dann einen Teil des Beitrags an die sogenannten indirekten wirtschaftliche Effekte, auch Umwegrentabilität genannt. Die Aktivitäten der Messe Frankfurt lösen in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet 3.6 Milliarden Euro an indirekten wirtschaftlichen Effekten für die nutznießende Industrie wie Hotels, Messebau, Gastronomie, Steuern oder Verkehrsunternehmen aus, wie eine IFO-Studie aus dem Jahr 2018 berechnete.


Die Geschäftstätigkeit der Messe Frankfurt stützt sich auf einen starken Rückhalt ihrer Gesellschafter, der Stadt Frankfurt und dem Bundesland Hessen. Sie haben während der Coronakrise 150 Millionen Euro Darlehen gewährt, die wie weitere 230 Millionen Euro vom Kapitalmarkt und eine Kapitalerhöhung von 200 Millionen bis im Jahr 2040 zurückbezahlt werden sollen.


«Wir haben die Messe Frankfurt nie als Sorgenkind betrachtet» sagte die Vorsitzende des Aufsichtsrats, Stephanie Wüst (FDP), die Ihr Interims-Amt im Sommer 2024 wieder standesgemäß an den Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef übergibt. «Wir sind zufrieden, wie sich die Zahlen entwickeln und glauben, dass ihre Prognosen (Anmerkung: der Messe Frankfurt) eintreffen werden.» Wolfgang Marzin dazu: «Ohne Beteiligung der Gesellschafter hätten wir das aber auch im Team nicht geschafft.»


Die insgesamt aufgenommenen 550 Millionen Darlehen wurden nicht ausschließlich zur Schuldentilgung verwendet, 200 Millionen wurden in die im Januar 2023 eröffnete, brandneue Messehalle 5 in Frankfurt investiert. Sie ist gerade für eines der Flaggschiffe in Frankfurt, das Konsumgütertrio Ambiente, Christmasworld und Creativeworld, das auch im 2024 das Messegelände vollständig auslastet – zusätzlich nachgefragte Messefläche wird laufend «entwickelt», wichtig.


Klimaneutral bis im Jahr 2040

Die deutsche Messewirtschaft, auch die Messe Frankfurt, will bis im Jahr 2040 klimaneutral sein. «Wir werden Energie einsparen und effizienter werden» (müssen), sagte der scheidende Geschäftsführer Uwe Behm.


In Frankfurt konnte die Messe seit 2014 ihre Stromgrundlast um 30 Prozent senken, bis Ende 2025 sollen das zusätzliche 10 Prozent sein. Seit 2020 wird die Messe in Frankfurt vollständig mit Ökostrom versorgt.


«Wir wollen den Energieverbrauch senken, da wo wir ihn selber beeinflussen können und die Energie aus uns bekannten Quellen beziehen» sagte er. Auch soll auf Veranstaltungen auf Teppichböden verzichtet werden. «Nicht zuletzt sind wir durch das EMAS-Umweltmanagementsystem verpflichtet, unsere Ziele immer wieder zu überprüfen. Wir wollen auch auf diesem Gebiet die Besten sein» führte Wolfgang Marzin aus.


Das alles wird natürlich nicht ausreichen, weil sich hier nicht einfach ein Schalter umlegen lässt, wie Geschäftsleitungsmitglied Jörg Seyffart, Chief of Finance & Strategy bei der Messe Frankfurt GmbH erläuterte.


Im Jahr 2022 hat sich die Messe Frankfurt aus eigener Initiative dazu entschlossen, ein Umweltmanagement nach der EMAS-Verordnung einzuführen. Sie hat in den letzten Tagen das Audit für das international anerkannte Umweltmanagementsystem EMAS (eco Management and Audit Scheme) erfolgreich abgeschlossen.


Damit geht die Messe Frankfurt die nächsten nachweisbaren und sichtbaren Schritte zur Erreichung von ambitionierten ökologischen Unternehmensziele bis 2040 ein und leitet als einer der Vorreiter aktiv die Transformation hin zu einer nachhaltigen Messewirtschaft ein. «Ich freue mich gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen der Messe Frankfurt, dass die Anstrengungen, die wir in letzter Zeit unternommen haben, nun mit dem EMAS-Zertifikat gewürdigt werden», sagt Wolfgang Marzin auf seinem jüngsten LinkedIn Post.


Fazit: «Wir sind klar zurück» sagte Wolfgang Marzin. «Wir freuen uns sogar über den Erfolg unserer Marktbegleiter.»


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