Studien, Gespräche mit der jüngeren Zielgruppe und die eigene Erfahrung zeigen, dass physische Markenerlebnisse auch für die Next Generation enorm wichtig bleiben. Aber sie müssen mit den digitalen Welten verknüpft sein.
by Fabio Emch, Gründer JimJim* | 4. November 2021
Short Cuts
Die Next Generation hat vor einigen Jahren vom «Zapping» zum «Choosing» gewechselt.
Man darf man die klassische Fachpresse nicht unterschätzen.
Ein physisches Markenerlebnis bleibt enorm wichtig. Aber es muss optimal mit den digitalen Welten verknüpft sein.
Soziale Netzwerke sind die Public Relations der Next Generation.
Fabio Emch, was beschäftigt Dich und JimJim zur Zeit am meisten und lässt Dich nicht schlafen?
Wir haben unsere Agentur umstrukturiert. Neue Abteilungen, neue Kompetenzen und auch viele neue Mitarbeiterinnen. Ende 2021 wird dieser Prozess abgeschlossen sein. Dies hat mich und uns am meisten beschäftigt. Gleichzeitig darf das Tagesgeschäft nicht zu kurz kommen. Beides unter einen Hut zu bringen, Kundenzufriedenheit während einer Transformation ist die Herausforderung.
JimJim hat eine spezialisierte Division «Experiential». Was ist mit ihr während der Corona-Ära passiert? Und hat sich die Messe- und Eventwirtschaft bis heute erholt?
Dies ist relativ schnell beantwortet. Im 2020 ging unsere Abteilung Experiential «in die Kühlbox». Da lief aufgrund der Veranstaltungsrestriktionen gar nichts mehr.
Im 2021 lief ein bisschen mehr, aber im Vergleich zu den Jahren zuvor natürlich immer noch auf Sparflamme. Fast keine Festivals und wenig Möglichkeiten für Marketingevents machen die Re-Animation unserer Bestandeskunden schwierig.
Kannst Du uns in einigen Worten das Medienverhalten der «Next Generation» schildern und was das für Marketer, die diese Zielgruppen erreichen wollen, bedeutet?
In Kürze gesagt, haben wir vor einigen Jahren vom «Zapping» zum «Choosing» gewechselt. Das bedeutet, dass die GenZ bis hin zu den Millennials sich Informationen gezielt selber suchen. Dieses Verhalten widerspiegelt sich besonders stark auf Social Media, aber auch bei klassischeren Medien erkennt man dieses Muster. Unter anderen leidet das Fernsehen unter diesem Verhalten. Es ist der Grund, weshalb TV zunehmend Marktanteile an Streaminganbieter wie Netflix, Disney oder andere verliert.
Mit welchen Konsequenzen?
Marketer müssen sich zunehmend damit auseinandersetzen, wie man ihrer Zielgruppe spannende Mehrwerte anbieten kann, die man in Form von Content ausspielt. Dadurch kann man Reichweite gewinnen und das Zielpublikum gewinnen und involvieren. Die Linien zwischen Werbung, Content, Information und Unterhaltung verwischen sich zunehmend.
Eine These lautet, dass die jüngere Generation eventmüde sei und nur noch online kommunizieren wolle, namentlich auf sozialen Netzwerken. Wie sind da Eure Erfahrungen?
Diverse Studien, Gespräche mit der jüngeren Zielgruppe und die eigene Erfahrung zeigen, dass dies nicht so ist. Ein physisches Markenerlebnis bleibt enorm wichtig. Aber es muss optimal mit den digitalen Welten verknüpft sein.
Was glaubst und hörst Du in bezug auf Live-Events: Gibt es post-corona eine Rückkehr zur «guten alten Zeit»? Kannst Du Dir eine digitale Transformation im Begegnungsmarketing vorstellen?
Ich denke, mittelfristig wird Virtual Reality (VR) das Messebusiness teilweise ablösen. Es gibt Anwendungen, wo VR eindeutig Vorteile bietet gegenüber einem physischen Live-Auftritt. Ich war schon an der einen oder anderen virtuellen Messe, eine in England, eine in der Schweiz - die Umsetzungen sind schon ganz passabel. Wenn die Entwicklung in diesem Tempo weitergeht, sind wir nicht mehr weit entfernt von alternativen Lösungen.
Wo ich hingegen noch einen langen Weg sehe ist, dass der persönliche Kontakt zu 100 Prozent abgelöst werden kann durch die virtuelle Welt. In Zukunft denke ich, wird es auch hier Anwendungen geben, aber im Moment sind wir noch nicht so weit.
Sind Soziale Netzwerke das PR-Tool, um die Next Generation zu erreichen? Was wäre Deine Rangliste, welche sozialen Netzwerke im Business:to:Business-Geschäft «out» und welche «in» sind?
Natürlich sind soziale Netzwerke für die Business:to:Business Vermarktung hochrelevant. Meine persönliche Rangliste sieht so aus: 1. LinkedIn, 2. Instagram, 3. Facebook, 4. Twitter, 5. Streamingplattformen wie Spotify, Apple Music, 6. Tiktok, 7. Snapchat, 8. andere. Trotzdem darf man die klassische Fachpresse nicht unterschätzen. Für Public Relations sind sie nach wie vor sehr relevant.
Welche Themen bewegen die Next Generation, zusätzlich zur Klima- oder Diversitydebatte?
Diese Frage ist in wenigen Sätzen schwierig zu beantworten. Es lässt sich kein einheitliches Verhalten der «Next Generation» bestimmen. Es gibt unzählige Lebenswelten, in denen sich Millennials, Zillennials und die GenZ befinden und Strömungen, mit denen sie sich auseinandersetzen. Zudem spielt das Umfeld, in dem man aufgewachsen ist und in welcher Lebensphase sich ein(e) Angehörige dieser Generation befindet, eine entscheidende Rolle.
Ich würde Themen nicht generalisieren. Klar kann man sagen, dass es allgemein relevante Themen wie Klima, LGBTQY und die Coronakrise gibt. Aber obwohl es die junge Generation gerade auszeichnet, dass sie kaum ein einheitliches, zu verallgemeinderes Verhalten an den Tag legt und trotz den genannten Themen wissen wir aus großangelegten Studien, dass die ersten fünf Beeinflusserthemen, mit denen sich die junge Generation auseinandersetzt, im Leben die folgenden sind: Zusammenhalt in der Familie, Smartphone Nutzung, Leistungsdruck, Heimatverbundenheit, Soziale Netzwerke. Ganz am Ende dieser, aus 14 Themen bestehenden Skala, stehen Krankheit und Glaube.
Take Outs
* Fabio Emch ist Gründer von JimJim, Zürich. JimJim implementiert Next Generation-Strategien für Firmen, Schulen, Universitäten, NGOs, Organisationen. Ein Schwerpunkt der Expertise liegt in Experiential Marketing respektive in Live Marketing.
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