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Zum Hinschied von Irene Stauffacher, 1.1.1951 – 11.7.2024



No one you love is ever dead.

Ernest Hemingway


Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann ich zum ersten Mal in eine Geschäftsbeziehung mit Irene Stauffacher trat, es war vor 20 bis 25 Jahren. Irene wurde mit Stauffis zu einer der loyalsten Kundinnen, nein d e r loyalsten Kundin, die man sich vorstellen kann.

 

Und zu einer spannenden Gesprächspartnerin. Zwischen uns entstand schnell eine intellektuelle «Chemie» und wir führten zahlreiche persönliche Gespräche, häufig über England, das wir beide in jungen Jahren lieben lernten. Die zahlreichen Gespräche mit Irene waren geistreich, bereichernd, ein grosses Vergnügen. Sie und das Gefühl, geschätzt zu sein, werden mir und mit Gewissheit allen, für die sie ebenso wichtig war, fehlen. Was für ein Verlust.

 

Im Sternzeichen des Steinbocks geboren war Irene frei von jeglichen Ambitionen, im Rampenlicht zu stehen. Steinböcke sind keine sorglosen Partytypen, aber soziale Aufsteiger. Genau das traf auch auf Irene zu, die mit ihrem Mann zusammen das angesehene Messebauunternehmen Stauffis aufbaute, bekannt für hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Es entwickelte sich stetig und die zahlreichen Stammkunden halfen bei der Überwindung von Krisen wie der Pandemie. Ich kenne wenige Unternehmen, die eine so grosse Wertschätzung bei Kunden und Lieferanten besitzen wie Stauffis.

 

Irene hatte eine unwiderstehliche Anziehungskraft, getragen von ihrem Scharfsinn und gleichzeitig ihrer Loyalität. Beides machte sie zu einer unvergleichlichen Geschäftspartnerin.

 

Ihr Scharfsinn trug einen Hauch von Unverzeihlichkeit, in der Art einer Aufforderung, auf den Punkt zu kommen. Widerspruch war wegen ihrem grossen Wissen zwecklos, «Meinungen» wurden mit Diplomatie, aber Bestimmtheit zurückgewiesen.

 

Allein der eindringliche Ausdruck täuschte: ich kenne niemanden, der grosszügiger im Verzeihen von Fehlern wäre als Irene.

 

Selten hat das Sprichwort auf einen Menschen besser zugetroffen als «harte Schale, weicher Kern» als auf Irene Stauffacher. Irene hatte gleichzeitig, alle die sie kannten wissen es, die umgekehrte Relation: weiche Schale, harter Kern.

 

Ich kann die Unbestechlichkeit im Denken von Irene und ihren Scharfsinn nicht besser beschreiben als mit der Charakterisierung von Linda Goodman in ihrem Weltbesteller «Star Signs»: «Bedauernswert der Hochdruckverkäufer, der seinen Steinbock verkennt und denkt: Der Typ ist ein Schwächling, ich kann ihm die Brooklyn Bridge verkaufen». Wer Irene so gegenüber trat, hatte eine Menge zu lernen.

 

Irene würde eine Publikation dieser meiner Zeilen erst mit Skepsis betrachten, da sie nicht gerne im Rampenlicht stand, sie aber schliesslich akzeptieren.

 

Irene Stauffacher verstarb nach einem kurzen Spitalaufenthalt, in den sie notfallmässig eingeliefert wurde am 11. Juli.

 

Uns allen wird sie fehlen, jetzt, da wir uns nicht mehr mit ihr austauschen können. Sie hinterlässt in ihrer Familie, in ihrem Bekanntenkreis und in der Messewirtschaft eine unausfüllbare Lücke. Auch im Messebau-Unternehmen Stauffis, in dem sie seit einem schweren Unfall ihres Mannes, der in einem Alterszentrum lebt, noch aktiver war, wird sie jetzt schmerzlich fehlen.

 



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