18. März

75 Jahre Wirtschaftswunder: Happy Birthday Messe Friedrichshafen!

Die Messe Friedrichshafen feiert am Dienstag, 19. März ihr 75-Jahr-Jubiläum. Dank dem Fairnamic-Joint Venture ist sie auch im Jubiläumsjahr 2024 zukunftsfähig.

von Urs Seiler || 18. März 2024

Am 19. November 2022: «Wetten Dass» die Messe Friedrichshafen weitere Erfolge feiert?

Am 16. Dezember 1949 gründeten zwölf Bürger aus Friedrichshafen die Internationale Bodensee-Messe Friedrichshafen GmbH. Damit legten sie den Grundstein für die Messe Friedrichshafen.

Den Start machte dann am 22. April 1950 die erste Frühjahrsmesse IBO, die damals noch auf dem Schulgelände zwischen der Pestalozzischule und dem heutigen Graf-Zeppelin-Gymnasium stattfand. Sie zog im 2023 an die 50‘000 Besuchende an (im Vor-Covid-Jahr 2019: 74‘100 Besuchende). Das 75-Jahr-Jubiläum wird morgen, 19. März mit einem Festakt gefeiert.

Das Ziel der Ausstellung war es, der vom Zweiten Weltkrieg schwer getroffenen Stadt Friedrichshafen wieder wirtschaftliche Impulse zu verleihen. Rund 530 Aussteller zeigten Autos, Motorräder, Elektrotechnik, Lebensmittel, Spielwaren, Textilien sowie Produkte für Baubedarf. Die Messe lockte damals rund 100 000 BesucherInnen nach Friedrichshafen. Laut eines Berichts der Gesellschafter aus dem Jahr 1950 kamen Gäste aus Italien, der Türkei, Finnland, den USA und Afrika – und das wenige Jahre nach Kriegsende. 

Heute liegt die wohl wichtigste Leistung der Messe Friedrichshafen, die in den besten Jahren 35 Millionen Euro erwirtschaftet, neben der Wiederbelebung des Messegeschäfts nach Covid in der permanenten Innovation des Messeplatzes und des Veranstaltungsgeschäfts.

Messen laufend neu zu erfinden in einem technologisch und demografisch (Millennial Generation!) stetig ändernden Umfeld ist nicht erst seit Covid eine Herausforderung. Sie wurde am Bodensee still und besonnen und am (Kunden)puls der Zeit vorangetrieben.

Die Transformation der Messe Friedrichshafen

Es brauchte Mut und Weitsicht, die angestammte, aber aus Kundensicht in die Jahre gekommene Eurobike an den weltweit führenden Messestandort mit eigenen Messeplatz, Frankfurt, zu verlegen und mit der Messe Frankfurt das Joint-Venture Fairnamic einzugehen. Die Entwicklungschancen der Eurobike sind heute in Hessens Hauptstadt exponential größer und die Messe Friedrichshafen bleibt Mehrheitseigentümer.

Neu in der Messe Frankfurt: Die Eurobike der Fairnamic GmbH.

Und es brauchte Geschick und wohl auch eine Portion Verwegenheit, sich in der gemeinsamen Fairnamic 51 Prozent der Besitzanteile zu sichern! «If you can’t beat them join them» lautet ein Allgemeinplatz oder in der Fussballsprache «wenn man ein Spiel nicht gewinnen kann muss man dazu schauen, dass man es nicht verliert». Genau dieser Schachzug ist der Messe Friedrichshafen mit der Fairnamic gelungen.

Das Fairnamic-Joint-Venture mit der Messe Frankfurt wird neue Chancen auch im Ausland genieren. In die gemeinsame Fairnamic wurde auch die Luftfahrsmesse Aero, die im 2024 ihr 30-Jahr-Jubiläum feiert, aufgenommen. Sie verbleibt am Standort Friedrichshafen, aber dank dem weltweiten Netzwerk der Messe Frankfurt erhofft man sich vom Joint-Venture Wachstumschancen, die in Friedrichshafen nicht bestünden.

Friedrichshafen bleibt mit seinem Messegelände mit 12 Messehallen, zwei Foyers, drei Freigelände, einen Messe-See (!) und einem Atrium sowie zahlreichen Tagungs- und Kongress-Räumen mit unterschiedlichen Kapazitäten und einer Ausstellungsfläche von 87 500 Quadratmetern oder inklusive Freigelände von 123 000 Quadratmetern, attraktiv. Das sind Dimensionen, die sie zu einem national und international führenden Messeplatz, auch für Drittveranstalter, die vom Wettbewerb hart umkämpft werden, machen.

Kongress der SP Deutschland in der Messe Friedrichshafen.

Der private Veranstalter ohne eigenes Messegelände, Easyfairs, trägt am Dreiländereck Deutschland, Österreich und Schweiz seine all about automation aus, weil es hier nahe an der produzierenden Industrie ist. Der private Veranstalter Schall Messen brachte mit der Fakuma im 2023 mehr als1‘600 Aussteller und um die 40‘000 Besuchende nach Friedrichshafen.

Messen sind ein Geschäft nicht nur für die Veranstalter. Die berühmten «indirekten wirtschaftlichen Effekte» für lokales Gewerbe wie Gastronomie oder regionales oder sogar nationales Gewerbe wie Messebau-Unternehmen machen ein Mehrfaches davon aus. Schätzungen gehen dahin, dass pro 1 Euro Umsatz, den ein Messeplatz macht, indirekte Effekte von 5 – 10 Euro entstehen. Die Messe Friedrichshafen hat im Covidjahr 2022 (die Zahlen von 2023 liegen im Sommer 2024 und werden hier publiziert werden) 11.9 Millionen Umsatz erwirtschaftet. Der Rekordumsatz entstand im Jahr 2018 mit 35 Millionen Euro, was je nach Zählart für 175 bis 350 Millionen Euro wirtschaftliche Effekte sorgt.

Die Messen Eurobike, Aero und Interboot (Bild oben) bringen neben dem nationalen auch ein internationales Publikum nach Friedrichshafen. Für die Interboot sind das naturgemäss Besuchende aus der Schweiz, das jenseits des Bodensees nur 20 Minuten entfernt liegt. Weit über die Landesgrenzen hinaus beliebt sind auch Messen wie Motorradwelt Bodensee, die Tuning World Bodensee der die Ham Radio.

So zukunftsfähig ist die Messe Friedrichshafen

Transformation von Messen und Messeplätzen ist eine permanente Herausforderung ohne Ende. Namentlich die digitale Transformation fordert Messen im In- und Ausland, wo viele Messeplätze auch heute noch zu stark auf das Vermietgeschäft anstatt auf ein modernes Geschäftsmodell, wie das die Messe Friedrichshafen mit der Fairnamic vorgemacht hat, fokussiert sind.

«Wir richten unseren Blick auch nach vorne, um den Herausforderungen und Chancen der kommenden Jahre zu begegnen – mit Optimismus und dem unveränderten Ziel, Menschen und Märkte zusammenzubringen», sagt Messe-Chef Klaus Wellmann (links im Bild). «Denn die Reise geht weiter und die Messe Friedrichshafen ist bereit für das, was kommt.» 

Ein Interview mit Geschäftsführer Klaus Wellmann folgt hier vor der Aero Messe vom 17. – 20. April 2024.