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«Das Messebauformat hat sich weitgehend überholt!»

Corona war nur der letzte Streich. Messen in der Schweiz waren schon vorher dramatisch rückläufig. Nach Andy und Cyrill Pape werden Messen jetzt vollständig transformiert – ihre PAPE Werbe AG hat sich bereits teilweise vom Messegeschäft verabschiedet.


by Urs Seiler| 24. März 2021


Messen in der Schweiz werden weniger, kleiner, viele werden verschwinden, weil Aufwand und Ertrag in Zeiten der schnellen Internetrecherche aus dem Ruder gelaufen sind. Die PAPE Werbe AG ist nahe dran am Messegeschehen, aber es hat sich von grossen Messen bereits vor fünf Jahren zurück gezogen. Ein Erfahrungsbericht mit Cyrill (links) und Andy Pape.


Was bewegt Euch zur Zeit am meisten und lässt Euch nicht schlafen?

«Unser Branchenverband Expo Event Swiss Live Com Association hat soeben eine Umfrage in der Veranstaltungsbranche durchgeführt, um die Politik und die Öffentlichkeit für die dringlichen Anliegen unserer Branche der Dienstleister, zu sensibilisieren. Was mich beschäftigt ist, dass das überhaupt notwendig ist. Nach genau einem Jahr teilweisem Corona-Lockdown müsste es sich doch, namentlich in der nationalen Politik, herumge-sprochen haben, dass wir, vielleicht gemeinsam mit der Gastronomie, die meist betroffene Branche sind. Und nachfolgend die gesamte, riesengrosse Wertschöpfungskette an Lieferanten-Unternehmen.


Wie geht es weiter mit den Messen in der Schweiz?

«Kurzfristig, für das Jahr 2021, sind wir sehr pessimistisch. Nehmen wir eine grosse Publikumsmesse. Sie ist etabliert und in der Region so gut verankert, dass sie langfristig wieder auferstehen wird. Aber ich glaube, dass sie nach 2020 jetzt auch im 2021 nicht stattfinden wird.


«Denn jetzt müssten die Werbung, die Akquise und die Standplanung lanciert und bis vor den Sommerferien finalisiert werden, aber das ist wegen der coronabedingten Planungs-unsicherheit gar nicht möglich. Da ist schnell eine halbe Millionen Franken investiert, aber wegen der Planungsunsicherheit wäre eine solche Investition ein zu grosses Risiko und aufgrund dieser Tatsache sind wir eben sehr skeptisch.


«Der wirtschaftliche Schaden ist, nicht nur für den Messebau enorm. Am 12.März erschien in der NZZ ein Artikel, der die ganze Wertschöpfungskette darstellt, die bei der Absage eines Konzerts im Hallenstadion in Zürich verloren geht.


«Schliesslich sind auch die psychologischen Auswirkungen der Pandemie nicht zu unter-schätzen. Auch wenn es wieder möglich sein wird, Messen in dem früher gewohnten Rahmen durchzuführen lautet die Kernfrage: Werden die BesucherInnen wiederkehren? Wegen dieser Unsicherheit können Veranstalter auch im 2021 noch gar nicht richtig planen.



Wie geht es der PAPE Werbe AG?

«Wir entschieden uns schon vor einigen Jahren, schon vor Covid, grosse Messestand-aufträge ab vielleicht einer halben Millionen Franken Budget, gar nicht mehr anzunehmen, weil die Zeichen der dramatisch rückläufigen Messewirtschaft in der Schweiz schon vor Jahren unübersehbar und unser unternehmerisches Risiko zu hoch geworden waren. Nur kleinere Stände, die wir mit unserem eigenen Standbaumaterial bedienen können, bauen wir noch. Das hatte schon damals eine Redimensionierung unseres Geschäftsmodells nach sich gezogen und ist heute unser Glück. Wir haben Glück, dass wir dank unserem Digital-druckgeschäft und der Werbetechnik (Bild oben: die Pape Werbe AG hat den Empfangs-bereich beim Coiffeur Hickenbick in Dietikon ZH völlig neu gestaltet), überleben können.



«Heute ist unser Kerngeschäft der Digitaldruck (Bild oben: Fahrzeuge des Transporteurs Turicum Kurier mit Früchten und der Aufschrift «so frisch wie selbst gepflückt!»), etwa Fahrzeugbeschriftungen, aber wir nehmen laufend auch noch kleinere Projekte in räumlicher Gestaltung wahr, Coiffeurläden (Bild oben), Räume für Firmen aller Art.


«Der Prozess der Redimensionierung wird weiter gehen. Einfach gesagt liegt der Grund darin, dass Messen in ihrer Hochkonjunktur zu aufwändig und zu teuer geworden waren. Das mögen heute viele Unternehmen nicht mehr stemmen. Das Internet als Informationsplattform hat dann vielen Messen schliesslich den Rest gegeben. Damit hat sich auch das klassische Messebauformat - besser, höher, teurer - überholt. Auch hier gibt es kein Zurück zu den Dimensionen von früher.


Stehen die schweizerischen Event- und Veranstaltungsdienstleister mit einem Bein über dem Abgrund?

«Ja, es wird zweifellos noch einige treffen, die bisher überlebt haben. Gemäss der Umfrage von Expo Event Swiss LiveCom Association weisen die weitaus grösste Zahl an Branchenunternehmen (37%) 3 – 10 MitarbeiterInnen auf. Mit einer solchen Betriebsgrösse ist es nicht möglich, grosse finanzielle Polster anzulegen. Der Bundesrat hätte deshalb viel früher über die Ausschüttung von Härtefallgeldern für Betriebe entscheiden müssen, weil die wenigsten unserer Betriebe über ein finanzielles Polster von 12 Monaten oder mehr verfügen.»





Für die Umweltschützer von Buy Food with Plastic ist der Eingang gestaltet worden.











Bei der Zürcher Kantonalbank wurde die Workbar in einer besonderen Art zu einem Hingucker und Erinnerung an Nachhaltigkeit. Die Buchstaben Workbar sind aus Moos gestaltet.


Beim MediaMarkt in Volketswil wurde ein aufallender neuer Höhenbegrenzer gestaltet.


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