Die Verluste bei der MCH Group sind kleiner, sie bekennt sich zum Standort Basel und will im Ausland wachsen, aber nicht um jeden Preis. Rob Graven ist neuer CEO der Messebautochter Expomobilia und gute Neuigkeiten für die Messebaubranche.
by Urs Seiler | 30. März 2023
«Wir sehen einen starken Bedarf, dass Leute wieder an Messen wollen», sagt CEO Florian Faber (Bild oben) an der Pressekonferenz zum Jahresergebnis 2022 der MCH Group am 29. März in Basel. «Man sieht das in den USA (Anmerkung der Redaktion: wo die MCH Group umsatzstark mit MC2 und der Art Basel Miami unterwegs ist), dass Messen und Events wieder da sind.» Das ist spätestens seit diesem Frühjahr wieder Fall, seit weltweit, zuletzt endlich auch in Asien und Indien, alle Covidrestriktionen aufgehoben wurden.
Die MCH Group legt ein erneutes Bekenntnis für den Messeplatz Basel ab, was eine gute Nachricht für die hiesige Messebaubranche ist, und will im Ausland substanziell wachsen. Das eine tun, das andere nicht lassen oder MCH Group agiert «glocal».
Gemäß den Aussagen an der Pressekonferenz laufen die MCH Group Flaggschiffe Art Basel in Basel, Art Basel Hong Kong sowie das neue Projekt «Paris+ par Art Basel» sehr gut und das amerikanische Experience Unternehmen MC2 (unter anderem mit 12 Projekten auf der CES Las Vegas) ist ein wichtiger Umsatzträger.
Schließlich sähe auch der Geschäftsbereich «Drittveranstalter» besser aus als noch vor einem Jahr, als CEO Florian Faber zitierte, dass diese der MCH Group «nicht gerade die Bude einrennen.» Zukäufe wie in der Vergangenheit - womit auch? - sind keine geplant.
«Wir haben uns ganz klar fokussiert, in Basel ein attraktiver Standort zu sein und mit unseren Töchtern im Ausland zu wachsen», sagt Florian Faber. Schließlich sei auch das Kongressgeschäft am Standort Basel ein «ganz klarer Punkt, den wir nach vorne treiben wollen».
Kennzahlen: Reduzierter Verlust
Die MCH Group konnte sowohl den Umsatz als auch das EBITDA im Vergleich zum Vorjahr um über 60 % steigern; Bei einem auf 394.1 Millionen Franken gewachsenen Umsatz (2021: 243.3) schrumpft der Verlust der MCH Group auf 9.3 Millionen (2021: 17.3 Millionen). 2024 soll es wieder schwarze Zahlen geben. Nur das erste Trimester 2022 war noch stark geprägt von den anhaltenden Auswirkungen der Covid19-Pandemie. Ab 2024 sei wieder von einem positiven Nettoergebnis auszugehen.
Comeback für die Messebaubranche
Von der lobenswerten Absicht, den Standort Basel zu stärken, wird das Messe-Dienstleistungsgewerbe, zuerst oder am meisten der schweizerische Messebau, profitieren.
Das gilt insbesondere auch für die Swissbau vom Januar 2024, die wieder zum pre-Covid-Format mit nicht mehr ausschließlich durch die MCH Group bereitgestellten Messeständen zurückkehrt. Zur Stärkung des Messeplatzes Schweiz gehörten auch Gespräche mit der Basler Hotellerie zur Eindämmung der exorbitanten Preiserhöhungen während der Messezeit.
Vorwärts oder zurück auf Feld 1?
Von links: Head of Corporate Communications Emanuel Kuhn, Group CFO Michael Hüsler, CEO Florian Faber: aufgeräumte Stimmung in Basel.
Die MCH Group befindet sich heute ungefähr da, wo sie vor der Pandemie war, mit einem Riesenloch in der Kasse.
Noch krasser steht es um den Aktienkurs. Der liegt mit CHF 4.36 so dramatisch tief wie nie. Kann er noch tiefer sinken? Oder hat er Wachstumspotenzial? Wir wagen keine Prognose, zu unberechenbar ist der Aktienmarkt und zu komplex die Zukunft jeder einzelnen Messe oder jedes einzelnen Events. Das verbesserte Resultat der MCH Group kam hauptsächlich wegen der wieder anziehenden Messewirtschaft zustande.
Nur eine Beobachtung am Rand der Pressekonferenz war auffällig: Wenn die Stimmung von Journalisten ein Maßstab für das Vertrauen der Presse in die MCH Group oder ihre Mitarbeitenden ist, kommt man nicht umhin festzustellen: Sie war bei Presseleuten jahrzehntelang nie so gut wie heute.
Wie kommt das? «Emanuel Kuhn ist ein erstklassiger Kommunikator», sagt uns ein Journalist aus Basel. Tatsächlich bildet sich um ihn ein kompetentes, integres Kommunikationsteam.
Das ist erfrischend zu sehen, wird aber natürlich nicht ausreichen, um die MCH Group über die Zeit zu bringen. Aber ohne es würde es nie und nimmer gehen. Gute Kommunikatoren, übrigens begonnen beim CEO, können vieles erreichen, was anders nicht möglich ist.
Die MCH Group wird hart an allen Fronten arbeiten müssen. Der Wille dazu scheint vorhanden. «Es geht in die richtige Richtung», prophezeite Florian Faber. «Die Talsohle ist durchschritten.» Wir schließen uns dieser Meinung an.
Stärkung des Messeplatzes Basel
Das erstmals unter dem Namen Sustainability Days durchgeführte Kongress- und Ausstellungsformat SmartSuisse, MUT, Re' Summit und Future-Proof Infrastructure vom 28. - 29. März hat in den Worten von Marketingkommunikationsleiterin Noemi Schmidt Zukunftspotenzial.: «Insgesamt ist uns wichtig, dass der Gesamtanlass wächst, der ja thematisch brandaktuell ist und dem künftig eine große Bedeutung zukommt. Dementsprechend sehen wir für die Sustainability Days sehr viel Potenzial», formuliert sie die Hoffnung der MCH Group. Zur Stärkung des Standortes Basel tragen die neuen Sustainability Days und Spring Basel bei.
Von links: Julien Rousseau, Brand Director Sustainability Days mit Noemi Schmidt, Marketing & Communications MCH Group. Noemi Schmidt und Dominique Farner, Marketing & Communications MCH Group. Rob Graven, der neue CEO der MCH Group Tochter Expomobilia.
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