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Messebautalk: Virtuelle Messe mit Avatar – ist das lustig?

Messen in der Schweiz werden weniger und kleiner, in Deutschland kommen die Weltleitmessen, auch mit der Beteiligung von Schweizer Ausstellern zurück, aber die Frage ist welche Messebaufirmen bis dahin finanziell durchhalten können.


by Urs Seiler | 25. November 2020

Das war der Tenor des Treffen von schweizerischen Messebaufirmen vom 18. November.


Warum pilgern 54'000 Superhelden und aufwändig kostümierte Comicfiguren ans Fantasyfestival nach Basel oder 373’000 Millennials an die GamesCom nach Köln, wenn man sich doch online treffen könnte? Die Antwort lautet: das kann das Internet nicht.


Es ist das persönliche Miteinander, das unersetzlich ist. Mit dem Avatar auf die virtuelle Messe? Die Gesprächsrunde unter schweizerischen Messebaufirmen war sich einig: das ist nicht lustig, auch die junge Generation will sich persönlich treffen, wenn sie Geld ausgeben will. Es ist das, was Andy Warhol mit seinen «15 minutes of fame» beschrieb, nach denen wir alle trachten. Wir alle wollen einmal im Mittelpunkt stehen.

Diese Erkenntnis wird gemäß den schweizerischen Messebaufirmen (Bild: Messebautalk vom 18. November) durchaus auch von ihren Kunden gemacht. Einer unserer Kunden beharrte darauf, an einem Salon auszustellen, sogar ohne elaboriertes Sicherheitskonzept, sagte ein Teilnehmer. Wir schreiben seit einem halben Jahr Angebote für Messen, weil unsere Kunden das so wollen, meinte ein anderer.


Auftragserfüllungspflicht

Kunden, die an einer Messe ausstellen wollen, müssen einen Teil der Kosten von Messebaufirmen übernehmen für bereits produzierte Arbeiten, wenn die Messe wie zur Zeit üblich annulliert wird. Außer es handelt sich im Kunden um einen Messeveranstalter.

Härtefallregelung

Ein Dauerthema des Messebautalks (Bild oben: Andreas Kern. Bilder: Cyrill Pape) ist die vom schweizerischen Bund vorgesehene Härtefallregelung. Voraussetzung dafür ist es, dass die Politiker verstehen, welche Wertschöpfungskette, die jetzt gebrochen wurde, hinter der Messewirtschaft steht. Bei einer Messeabsage verliert nicht nur der Veranstalter, sondern neben den Messebaufirmen auch das lokale Gewerbe, zum Beispiel die Gastronomie. Damit ist die Kette aber noch nicht ganz getrennt. Durch die Absage der Weltleitmesse Baselworld verliert nicht nur die lokale Gastronomie durch das Ausbleiben der MessebesucherInnen, sondern auch Weinproduzenten beziehungsweise -Lieferanten weit über die Landesgrenzen hinaus, «bis ins Burgund» wie ein Messebauer sagte. An der Medienkonferenz vom 12. November 2020 war von einem Härtefallkredit für betroffene Messebaufirmen im Umfang von 20 Prozent des bewilligten Covid-Kredits die Rede. smartville.digital bleibt an diesem Thema dran.


Kein E-Mail-Ersatz für einen Handschlag

«Wir spüren Vertrauen in das Medium Messe» war der allgemeine Tenor am Messebautalk. Das Problem von Messen in der Schweiz ist nicht an sich das Medium Messe, sondern in vielen Industrien deren Rezension, die zu einer Messekrise führt. Die Überzeugung herrscht vor, dass die großen Weltleitmessen (meist in Deutschland) mit Schweizer Beteiligung das maßgebende Forum bleiben werden, um grosse Geschäfte zu besiegeln. Genannt wurde in diesem Zusammenhang etwa die vielbeschworene Innotrans, Leitmesse des Bahnverkehrs.


Der nächste Messebautalk findet statt am 9. Dezember 2020 bei Expomobilia im Anschluss an den Breakfastclub der Branchenvereinigung Expo Event Swiss LiveCom Association, in der die schweizerischen Messebaufirmen, Zulieferer und Eventagentur organisiert sind.

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